Rentabilität des Bloggens
17.05.2012
· Wie rentabel ist in Eigenregie
monetarisiertes
Bloggen bzw.
Texten gegen Einnahmenbeteiligung?
Eine Frage wird vielen Bloggern unter den
Nägeln brennen: Wie
rentabel wird eigentlich die in das Textschreiben investierte Zeit
durch die Blogeinnahmen zurückvergütet? Gleiches gilt
für Texteschreiber, die auf Autorenportalen wie suite101 ihre
Texte verffentlichen und nicht einmalig sondern durch Beteiligung an
Werbeeinnahmen entlohnt werden. Diese Frage ist eminent wichtig, denn
schließlich ist Zeit im wahrsten Sinne des Wortes Geld, und
der gewinnorientierte Texter will wissen, ob sich sein Tun lohnt oder
er besser andere Alternativen in Augenschein nimmt. Die Antwort kann
nur das Ausrechnen der Verzinsung der in Geld bewertetetn eingesetzten
Zeit liefern, denn diese Kenngröße gibt
Auskunft über die Lukrativität des Textens
überhaupt und sie erlaubt den Vergleich mit Alternativen.
Ingredienzien
Ziel ist es, eine Verzinsung auf das eingesetzte Kapital auszurechnen,
die für die Rentabilität stehen soll.
Hierfür müssen zunächst die
Zahlungsströme bestimmt werden, die sich nach den folgenden
gängigen Kennziffern des Websitebetriebs errechnen:
Die Auszahlungen können schnell abgehackt werden, denn dies
ist die
in Geld bewertete Arbeitszeit
auf Basis des Stundenlohns.
Dieser sollte sich an den alternativen Direktvergütungen
bemessen, die einem zur Verfügung stehen. Kosten des
Website-Betriebs werden vernachlässigt, weil
diese anteilig umso kleiner werden, je mehr Texte online sind
und ein Blog besteht bekanntlich nicht nur aus eins oder zwei Texten.
Die Einzahlungen
resultieren aus den
Seitenaufrufen
(Pageviews) für den
publizierten Text multipliziert mit den
durchschnittlichen
Einnahmen je
Pageview. Seien 24 € der sich selbst
zugestandene Stundenlohn,
der Text in zwei Stunden geschrieben (= 48 € Investition) und
der Verdienst 0,01 € je Pageview – ein
guter revenue per
mille (1000) impressions (RPM) von 10 € – bei
moderaten 1500 Pageviews
im Jahr (= 15 € p.a.), so ergibt sich folgender Zahlungsstrom
samt Verzinsung bezogen auf die 48 € zum Startpunkt.
nach
|
Einnahmen
[kumuliert] |
Einsatz
[kumuliert] |
Überschuss
[kumuliert] |
Zins
p. a.
[seit Start] |
1.
Jahr |
15
€ |
48
€ |
-33 |
-68,8
% |
2.
Jahr |
30
€ |
48
€ |
-18 |
-20,9
% |
3.
Jahr |
45
€ |
48
€ |
-3
|
-2,1
% |
4.
Jahr |
60
€ |
48
€ |
12
|
5,7
% |
5.
Jahr |
75
€ |
48
€ |
27
|
9,3
% |
6.
Jahr |
90
€ |
48
€ |
42 |
11,0
% |
7.
Jahr |
105
€ |
48
€ |
57 |
11,8
% |
8.
Jahr |
120
€ |
48
€ |
72
|
12,1
% |
9.
Jahr |
135
€ |
48
€ |
87 |
12,2
% |
10.
Jahr |
150
€ |
48
€ |
102
|
12,1
% |
Demnach verzinsen sich die 48 € Einsatz nach 10 Jahren mit
12,1 % p.a., weil finanzmathematisch sich gemäß der
Formel 48 € * (1 + 12,1 / 100) ^ 10 die 150 €
Einnahmen ergeben. Hätte man alternativ 48 €
für den Text auf die Hand erhalten, dann müssten
diese ebenso zu 12,1 % p. a. verzinst werden, damit nach 10 Jahren 102
€ Gewinn zubuche stehen. Dabei ist zu beachten, dass die 48
€ selbst nicht zum Gewinn zählen, sondern sich mit
den theoretischen Ausgaben zu 0 saldieren, so dass zum Startzeitpunkt
die Verzinsung auf den Einsatz (d. i. immer noch die geldwerte
Arbeitszeit) 0
% wäre.
Zinsen ins Kalkül ziehen
Die obige Rechnung ist einerseits zu optimistisch, denn es ist von
langsam fallenden Pageviews auszgehen, je älter ein Artikel
ist. Mit Backlinks und neuen, auf ältere Artikeln verlinkten
Artikeln als "Türöffner" sollte dieser Umstand
vernachlässigbar sein. Anderseit ist die Rechnung aber zu
konservativ, denn die
Überschüsse bleiben unverzinst liegen. Angenommen
diese werden jährlich wie die 48 € verzinst, also zu
31,25 % (= 15 € / 48 €), dann sieht die Rechnung viel
freundlicher aus. Den gleichen Jahreszins zu nehmen ist legitim,
angenommen man kann die Überschüsse gleich
erfolgreich reinvestieren, falls z. B. Gastbeiträge
für den eigenen Blog mit gleichem Stundensatz bezahlt werden
oder Ghostwriter für eigens auf fremden Plattformen
publizierte Texte beauftragt werden.
nach
|
Einnahmen
[kumuliert] |
Einsatz
[kumuliert] |
Zinsen
[kumuliert] |
Überschuss
[kumuliert] |
Zins
p. a.
[seit Start] |
1.
Jahr |
15
€ |
48
€ |
0 |
-33,0 |
-68,8
% |
2.
Jahr |
30
€ |
48
€ |
0 |
-18,0 |
-20,9
% |
3.
Jahr |
45
€ |
48
€ |
0
|
-3,0 |
-2,1
% |
4.
Jahr |
60
€ |
48
€ |
1,5 |
13,5 |
6,4
% |
5.
Jahr |
75
€ |
48
€ |
9,0 |
36,0
|
11,9
% |
6.
Jahr |
90
€ |
48
€ |
23,5 |
65,5 |
15,4
% |
7.
Jahr |
105
€ |
48
€ |
47,3 |
104,3 |
17,9
% |
8.
Jahr |
120
€ |
48
€ |
83,2 |
155,2 |
19,8
% |
9.
Jahr |
135
€ |
48
€ |
134,9 |
221,9 |
21,2
% |
10.
Jahr |
150
€ |
48
€ |
207,6 |
309,6 |
22,2
% |
Exkurs: Errechnen der Zinsen
Das Errechnen der Zinsen samt Zinseszinsen erfolgt nach
folgender Methode, wobei E für die Jahreseinnahmen und p
für den Prozentsatz steht:
in Summe nach 1. Jahr: ½ E p
in Summe nach 2. Jahr: 2 ·
½ E p + (E + ½ E p) p
in Summe nach 3. Jahr: 3 ·
½ E p
+ (E + ½ E p) p + ((E + ½ E
p) · (1 + p)² - (E + ½
E p))
≙
3 ·
½ E p
+ [(E + ½
E p) · ((1 + p)
1
- 1)] + [(E
+ ½ E p) · ((1 +
p)
2
- 1)]
Es wird zunächst stets der Zahlungsstrom aus dem laufenden
Jahr verzinst. Da dieser monatweise anfällt und am Ende des
Jahren die Höhe E erreicht, wird dieser nur mit ½
angesetzt. Nach zwei Jahren summieren sich
so 2 ·
½ E p Zinsen hierfür, nach drei
Jahren 3 ·
½ E p auf. Im 2. Jahr stehen zudem die
nach dem Vorjahr eingenommenen E zuzüglich der bereits
angefallenen Zinsen zur Verzinsung ½ E p
zur Verfügung, so dass (E + ½ E p) p zu
2 ·
½ E p hinzuaddiert wird. Im 3. Jahr,
werden die E + ½ E p erneut verzinst, was durch (E
+ ½ E
p) · (1 + p)²
ausgedrückt wird. Um nur den reinen Zinsertrag zu erhaten,
werden hiervon E + ½
E p abgezogen, so dass (E + ½ E
p) · (1 + p)² - (E + ½
E p) die betreffenden Zinsen ausdrückt. In der Mitte der
Formel des 3. Jahres steht (E + ½ E p) p für die
Verzinsung der im 2. Jahr angefallenen Einzahlungen samt der bereits
hierfür erfolgten Zinsen im 2. Jahr.
Durch Umformung der Formel des 3. Jahres erkennt man eine
Regelmäßigkeit Im 4. Jahr würde an die
Formel vom 3. Jahr "+ [(E
+ ½ E p) · ((1 +
p)
3
- 1)]" drangehängt und die 3 am Anfang durch 4
ersetzt. Dies erlaubt eine einheitliche Formel aufzustellen:.
Summe Zinsen nach n
Jahren = n
· ½ E p + ∑
{ (E
+ ½ E p)
· ((1 + p)n-1 - 1) } von 2 bis n
Dabei bezieht sich das Jahr n auf das erste rentable. Im obigen
Beispiel
greift die Formel daher erst ab dem 4. Jahr, das dann das 1. in der
Formel darstellt. Im ersten rentablen Jahr gelangt man allerdings erst
im Laufe des Jahres ins Plus, so dass die Formel am besten in zwei
Teile aufgespalten
wird. Im ersten Teil wird nur das erste Jahr zugrunde gelegt, im
zweiten werden die darauffolgenden regulär behandelt;
wohlgemerkt erstreckt sich die Summenformel auf ein Jahr weniger. Es
ergibt sich unter Einführung von q für die Gewichtung
von E zum Erhalten des durchschnittlich verzinsten Betrag des ersten
Jahres:
Summe Zinsen nach n Jahren =
q E p + (E + q E p)
· ((1 + p)n-1 - 1)
+ (n - 1)
· ½ E p + ∑
{ (E
+ ½ E p)
· ((1 + p)n-1 - 1) } von 2 bis n - 1
Fazit
Trotz der anfänglichen Negativverzinsung und Amortisierung
erst nach ein paar Jahren ist der Ertrag des Texteschreibens
fürs Web überaus lukrativ. Das realistische Beispiel
führt vor Augen, dass nach 10 Jahren eine theoretische
Verzinsung vorliegt, die so ziemlich jede Anlageform bis auf
höchstriskante schlägt.
Je
weiter die Zeit
fortschreitet, desto mehr wird nun der
Durschnittszins p. a. gegen die 31,25 % tendieren, also eine Art ewige
Rente
generiert. Dies ist auch völlig plausibel, denn die
anfänglich negative Verzinsung fällt zunehmend
weniger ins Gewicht.
Ebenso wird die Wichtigkeit der Stellschrauben vor
Augen geführt. Die Hebung der Einnahmen je Pageview durch
Vermarktung und die
Zuführung von Besucherströmen steht dabei im
Vordergrund. Selbst mit Einnahmen von 5 € / 1000
Pageviews würde auf lange Sicht die Verzinszung gen 15,6 %
konvergieren, vorausgesetzt es bleibt bei den 48 €
Arbeitseinsatz und 1500 Views p. a. als Grundlage. Hier erweist sich
wieder einmal: Selbständig auf den Weg gebrachte
wiederkehrende Einnahmen sind rentabler als eine schnöde
einmalige Vergütung – vorausgesetzt, das
theoretisch unbegrenzte Potential nach oben wird auch genutzt.