Mit der Kapitalwertmethode den Wert von Websites richtig
bestimmen
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Nicht
nur einen Finanzmathematiker müssen die Erlöse
für
den Verkauf erfolgreicher Websites in Erstaunen versetzen.
Hinlänglich wird oftmals der zwölffache Monatsumsatz
hingeblättert, so dass sich die Investition bei geringen
Betriebskosten der Website nach etwa einem Jahr wieder amortisiert.
Solch pauschalen Veranschlagungen sind zumeist für den
Verkäufer nicht vorteilhaft. Aber auch Käufer
scheinen nicht
immer kaufmännisch versiert vorzugehen, wenn beispielsweise
Mondpreise für vorläufig wenig rentable Projekte wie
Facebook
von IT-Großkonzernen hin und wieder gezahlt werden.
Wir wollen aber die Verkäufersicht für einen
gewöhnlichen Blogger in einem Beispiel einnehmen. Ein
Blogschreiber macht einen durchschnittlichen Umsatz von 600 Euro im
Monat. Da er bereits eine recht lange Artikel-History hat, werden davon
aktuell rund 500 Euro vornehmlich durch häufig aufgesuchte
ältere Artikel generiert. 100 Eur monatlich fallen daher sofot
weg, wenn vorerst keine neuen Artikel hinzukommen. Es ist daher ferner
davon auszugehen, dass wenn selbst keine neuen Artikel
hinzukämen, zukünftig mit leicht fallender Tendenz
mit fortlaufenden Einnahmen ohne zusätzlichen Arbeitsaufwand
zu rechnen ist. Hierfür wird ein Einnahmenverfall von minus
500 Euro pro Jahr, also 10 %, veranschlagt, da sowohl Google wie auch
Blogbesucher – Ausnahmen zum Trotz – Artikel
zusehends meiden, je
älter dies sind. Für den Blogbetrieb fallen Kosten in
Höhe von 50 Euro monatlich an.
Nun kann man nach der Kapitalwertmethode den Wert eines solchen Blogs
bestimmen. Der zu errechnende Kapitalwert ist die Summe aus Einnahmen
und Ausgaben über den relevanten Betrachtungszeitraum unter
Beachtung eines Zinssatzes, den man alternativ anstelle des Blogkaufs
für den einzusetzenden Betrag erzielen würde. Im
Endeffekt werden die Zahlungsströme auf den heutigen Wert
abgezinst. Der verbleibende Kapitalwert ist die Kapitalsumme, welche
dieselben Erträge wie die Alternative zum Kalkulationszinsfuss
abwirft – und soviel ist der Blog mindestens wert. Im
vorliegenden Beispiel verteilen sich die Zahlungsströme und
deren Barwerte (= jährlicher Kapitalwert) auf die zehn Jahre,
in denen noch Einnahmen zu erwarten sind, wie folgt. Dabei werden vier
Prozent alternative Verzinsung unterstellt.
[in
Euro]
Einnahmen
Ausgaben
Überschuss
Barwert
1.
Jahr
6.000
600
5.400
5.192
2.
Jahr
5.400
600
4.800
4.438
3.
Jahr
4.800
600
4.200
3.734
4.
Jahr
4.200
600
3.600
3.077
5.
Jahr
3.600
600
3.000
2.466
6.
Jahr
3.000
600
2.400
1.897
7.
Jahr
2.400
600
1.800
1.368
8.
Jahr
1.800
600
1.200
877
9.
Jahr
1.200
600
600
422
10.
Jahr
600
600
0
0
Summe
33.000
6.000
27.000
23.470
Das Ergebnis, die 23.470 Euro, sind für den bisherigen Blogger
abzusehende Überschüsse vor Zinsen, mit denen er auf
die 27.000 Euro kommen dürfte. Er kann daher die 23 Tausend
guten Gewissens zum heutigen Zeitpunkt fordern. Selbst wenn man die
alternative Verzinsung auf zehn Prozent hochsetzt und den
jährlichen Umsatzwegfall verdoppelt, so ergibt der Kapitalwert
in den fünf umsatzbringenden Jahren 12.236 Euro –
fast das doppelte wie der zwölffache Monatsumsatz von 7.200
Euro. Vor diesem Hintergrund muss die gelebte Praxis nicht nur bei
einem Finanzmathematiker Kopfschütteln auslösen.
Blogger sollten, falls sie ihr Projekt zum fairen Preis nicht
loskriegen, dann es doch lieber „verfallen“ lassen,
um trotzdem nach wenigen Jahren mit höheren Erlösen
da zustehen.
Mission
Conquista del mondo ist eine Artikelserie
über Geschäftsideen,
Geldanlage und andere Wege zur Vermögensmehrung. Im Geiste
eines klassischen Kaufmanns wird die finanzielle Welt nach
Arbitrage-Möglichkeiten untersucht.