Rubriken
> Strategien
Arbitrage mit dem Handel von Einkaufsgutscheinen?
... funktioniert zwar, lohnt aber nicht
20.06.2011
Eine altbekannte Arbitragemöglichkeit ist der Erwerb von
handelbaren Gütern bei Auktionen deutlich unter ihrem
Marktwert und der Wiederverkauf zu eben diesem. Über
Online-Anbieter wie Ebay werden inzwischen auch Einkaufsgutscheine
regelmäßig unter ihrem Nennwert versteigert, falls
die Versteigerer keine Verwendung haben. Umgekehrt kommt das Ersteigern
eines solchen Gutscheins einem Preisnachlass gleich, wenn der Gutschein
zum Kauf beim entsprechenden Anbieter eingesetzt wird. Man kann
beispielsweise einen nagelneuen Amazon-Artikel im Wert von einem
Amazon-Gutschein (z. B. 100 €) durch dessen Einlösen
kaufen, den man mit dem gängigen Abschlag von 5 % vom Nennwert
(also für 95 €) erworben hat.
Gelingt es, statt Verwendung den Gutschein über seinem
Einstandspreis loszuwerden, so hat man Arbitrage par excellence. Das
dürfte bei Ebay praktisch nie funktionieren, denn die
Auktionsgebühren fressen die Handelsspanne mehr als auf. Hat
man Glück und kauft mit Abschlag 7 % und Verkauf mit Abschlag
3 %, so ist die Rendite zunächst (1-0,03)/(1-0,07) = 1,043
also + 4,3 %. Kommen 8 % Auktionsgebühr auf den Umsatz, so
werden aus dem Erlös von 97 % nur noch 97 % * (1-0,08) also 89
% realisiert. Verglichen mit den 93 % beim Kauf ein klarer Verlust und
mögliche paypal-Gebühren sind noch gar nicht
eingerechnet.
Verbliebe das kostenlose Inserieren. Das funtioniert des Sache nach
auch tatsächlich. Jedoch ist die Beispielrendite von + 4,3 %
absolut hoch gegriffen. Realistisch sind eher 2-3 % (gängiger
Verkauf zu max. 95 %, "glücklicher" Kauf zu 93 %). Zwar
dürften diese innerhalb eines kurzen Zeitraums realisiert
werden, so dass die Jahrerendite einiges höher sein
dürfte. Der Stundenlohn ist aber eher gering, sieht man sich
die üblichen Gutscheingrößen von 5
€ bis 50 € an, die alle einzenln hin- und
hergehandelt werden müssten. Eine Beispielrechnung zeigt das
auf:
Kauf 40 Gutscheine à 25 € (Ø-Wert) zu
925 €; Nennwert 1000 €
Verkauf dieser Gutscheine zu 950 €
Gewinn = 25 €; Rendite = 2,7 %
Zeitaufwand für Ersteigerung und Versteigerung sowie
Geldüberweisung und Mailverkehr:
geschätzt 10 min je Gutschein, also 400 min = 6,67 h
für 40 Gutscheine
Stundenlohn = 25 € / 6,67 h = 3,75 € / h
Jetzt kann natürlich jeder für sich entscheiden, ob
er für 3,75 € / h seine Zeit hergibt. Selbst wenn man
das Ganze rationalisieren und vielleicht mit 1/3 Zeit klarkommen sowie
eine etwas höherer Rendite erzielen würde, so sind
damit keine großen Sprünge zu machen. Arbitrage mit
geringen Spannen lohnt eben nur bei möglichst automatischen
Systemen und großen Handelsvolumina. Beides sucht man hier
vergeblich.