Statistische
Arbitrage bei
Gewinn- bzw. Verlustserien an
Börsen
16.10.2014 · Unter Arbitrage wird herkömmlich das Ausnutzen von
Preisdifferenzen für dasselbe Gut an verschiedenen
Handelsplätzen verstanden. Gleichzeitiger Kauf und Verkauf
eines Wertpapiers an zwei Börsen, die zu verschiedenen Kursen
handeln, ist das klassische, gleichwohl kaum noch zu realisierende
Beispiel. Ausnutzbare Preisdifferenzen existieren auch zwischen
vergleichbaren Gütern, wie bei Ölsorten, die einen
Gleichlauf implizieren, der nicht immer vorliegen muss, sich aber
irgendwann theoretisch ausgleicht. Auch das Setzen auf historisch
bewährte statistische Korrelationen zwischen verschiedenen
Handelsgütern (z. B. Gold- vs. Silberpreis) erlaubt
Arbitrage-Geschäfte, die sodann statistische Arbitrage
heißt.
Statistische Anomalien können aber auch bei der
Preisentwicklung ein und desselben Guts, deren Beseitigung zu erwarten
ist, ausgemacht werden. Hier dient der „normale“
Erwartungswert der Preisentwicklung als Vergleichsmaßstab und
ein Setzen auf diese ist die Strategie. Beispielsweise lassen
übertriebene Kursentwicklungen wie Überkauft bzw.
Überverkauft, die der RSI-Indikator anzeigt, mit guter
Verlässlichkeit eine ausnutzbare Gegenbewegung erwartet,
wodurch sich das Kursniveau wieder normalisiert. Ähnliches
versprechen mehrere Tage anhaltende Gewinn- oder Verlustserien an
Börsen.
Wie die obenstehende Grafik für den Dax zeigt (Daten zw.
05.06.1998– 05.06.2014; längere Serien wegen wenig
Aussagekraft aufgrund zu weniger Fälle ausgelassen), wird ein
Tag im Plus umso wahrscheinlicher, je länger eine Verlustserie
anhält. Ab dem fünften Verlusttag in Folge wird mit
über 60 % ein Kursplus verbucht, hingegen ab dem
fünften Gewinntag mit nahezu 60 % ein Kursminus. Das Wetten
darauf ist um einiges lohnenswerterer als der Münzwurf oder
das Setzen auf Schwarz bzw. Rot im Kasino, und eine
Martingale-Strategie, also das Erhöhen bei Misserfolg,
erscheint vertretbarer. Freilich ist bei dieser Auswertung noch nichts
über die Gewinnmarge gesagt. Jedenfalls wird deutlich, dass
die populäre Behauptung, Börsenkursentwicklungen
seien völlig unvorhersehbar, nicht zutrifft, denn es liegen
Prognoseinstrumente wie eben die Betrachtung von Ereignissen nach
Serien vor.