Aus den bescheidensten Anfängen erschuffen
die Fugger das mächtigste Bank- und Handelshaus der
Renaissance-Zeit. Ihre Methoden versprechen auch heute noch
ökonomischen Erfolg.
Gemessen am Geldumlauf, Handelsvolumen und Vermögenswerten in
ihrer Zeit waren die Fugger das wohl reichste Familienunternehmen, ja
Unternehmen überhaupt, das die Welt jemals zuvor und wohl auch
danach gesehen hat. Die auf ihrer finanziellen Stärke
beruhende Macht sucht heutzutage jedenfalls
ihresgleichen, reichte sie doch, wie zu zeigen sein wird, aus,
die Geschichte des Abendlandes zur
Renaissance-Zeit maßgeblich zu beeinflussen. Freilich ist
Letztgenanntes nicht nacheifernswert, es sei denn man leidet an
Größenwahn. Umso interessanter ist es, den Weg der
Fugger aus bescheidenen Anfängen zur finanziellen Macht
nachzuzeichnen und ihre Methoden zu ergründen, die
womöglich auch in heutiger Zeit privaten Wohlstand
verheißen.
Von Webern zu Händlern zu
Großfinanciers
Vom Aufschwung profitieren.
Die Anfänge der Fugger als Kaufleute lassen sich bis ins Jahr
1367 zurückverfolgen. Ein Weber namens Hans Fugger zog
seinerzeit aus
dem Dorf Graben in die aufstrebende Stadt Augsburg, in der Handel und
Handwerk florierten.
Durch harte Arbeit, Glück und eine finanziell vorteilhafte
Heirat
brachte Hans es zu einem ansehnlichen Vermögen und
gesellschaftlichen Ansehen.
Begünstigt wurde der noch kleinbürgerliche Aufstieg
durch Modernisierung und Ausweitung des Handelswesens, welches nach dem
Vorbild der italienischen Renaissance gegen Ende des 14. Jahrhunderts
Süddeutschland ergriff.
Am richtigen Ende der Handelsspanne.
Bereits unter Hans verlegte sich der Familienbetrieb von mager
vergütetem Webershandwerk hinzu zu dem um Vielfaches
lukrativerem sog. Barchentverlag, also dem Ankauf von Rohwolle, der
Organisation der Verarbeitung und dem Vertrieb von Wollerzeugnissen
(Barchent). Hierfür wurde ein weitläufiges
Vertriebs-
und Handelsnetz gesponnen, das bis nach Venedig, dem damaligen
Handelszentrum Europas, reichte. Nach dem Tode Hans´ teilte
sich der
Familienbetrieb in zwei Linien der sich schlecht verstehenden
Brüder Jakob und Andreas auf. Jakob, genannt der
Ältere war der
Begründer der Fugger von der Lilien, Andreas hingegen wurde
zum
Stammvater der Fugger vom Reh.
Mehrere Standbeine. Noch
vor Aufteilung des Geschäfts nahmen die Fugger außer
dem Textilhandel auch den Handel mit
Gewürzen auf. Später kam in beiden Linien
der Handel mit Metallen und schließlich auch mit
Geld hinzu. Sie hatten dafür erfolgreiche augsburger
Vorbilder, die ihnen
zunächst die enorm gewinnbringenden Minen- und
Geldgeschäfte vormachten: Die Welser, Meuting, usw. Mit
Minenbeteiligungen sowie Erfahrungen im damals arbitragereichen
Geldtransfer legten zumindest die Fugger von der Lilie, von denen nur
noch zu sprechen sein wird, die wesentlichen Grundlagen für
den anstehenden großen Durchbruch. Zahlreiche neu
eröffnete Faktoreien (Zweigniederlassungen) an bedeuteten
Handelsplätzen Europas belegen den Aufstieg.
Von Geldsorgen der eigentlich reichen
Fürsten
profitieren.
Der
eigentliche Aufstieg zu Weltrang gelang ab 1485 mit dem Einstieg ins
äußerst lukrative Montangeschäft. Treibende
Kraft war der gewiefte Firmenchef Jakob der
Reiche, Sohn Jakobs des Älteren. Gegen ein günstiges
Vorkaufsrecht für Silber aus landesfürstlichen Minen
liehen die Fugger dem chronisch bankrotten
Erzherzog Siegmund von Tirol erstmalig 3.000 fl. (florentiner Gulden)
und schraubten später die Kreditsummen bis auf
immense
150.000 fl. hoch. Der Kapitalnot und der Angewiesenheit auf Montanbetriebe wegen
überließ der Erzherzog auf
diese Weise letztlich die Bereitstellung der
Produktionsmittel den
Fuggern,
denn als Teil der Preisbegleichung vergüteten sie direkt diese Betriebe. Ein anderer Teil wurde zur
Tilgung ihres eigenen an sich
zinslosen Kredits einbehalten. Durch
Erlöse
am Markt und nach Abzug aller Kosten sowie Abführung eines
Teils
des Silbers zur Münzprägung machten die Fugger aber
mitunter
eine
sagenhafte Rendite von nahezu 100 % p. a. Dieses Prinzip der
profitablen
Finanzierung, übrigens auch des auf Kredit im weltlichen
Geschehen munter mitmischenden Klerus bis hinzu zum Vatikan, sollte
sich vielfach wiederholen
(u. a. Ablasshandel als Sicherheit !). Um die Zahlungsmoral der
Schuldner war es sicherlich nicht allzu gut bestellt. Unterm Strich
zahlte sich das Risiko der europaweiten
Geldgeschäfte jedoch mehr als aus
und die Fugger galten nunmehr als Bankiers schlechthin. Dieses
Glück teilten jedoch nicht die Fugger vom Reh. Durch einen
einzigen schlecht besicherten Kredit erlitten sie im Jahr 1499
den finanziellen Ruin.
Schicksalsgemeinschaft mit den Geschicken des
Hauses Habsburg
Hausbank des Kaisers. Als
äußerst solvente, willige
und vor allem
loyale Geldgeber nahmen die Fugger nach und nach faktisch die
Rolle der
Hausbank des Hauses Habsburg ein. So begleiteten sie den
Aufstieg der österreichischen Herrscher Maximilian I. und
seines Enkels Karl V.,
die hierfür immense Geldsummen vor allem für die
Bezahlung der zeitgenössischen Söldnerheere und
Subventionen an Verbündete
benötigten. Gipfel der Zusammenarbeit war
jedoch die Kaiserwahl Karls im Jahr 1519. Um den
französichen König Franz auszustechen musste
die ganze Riege der Kurfürsten und
allerlei ihrer Gefolgschaft bestochen werden. Am Ende wurde die
gewaltige Summe von 850.000 fl. Bargeld und Wechseln aufgebracht, wobei
die Fugger
nicht nur mit 543.000 fl. beteiligt waren, sondern auch die restlichen
Kredite im Wesentlichen vermittelten. Trotz Kaiserkrone hielt die
Finanznot Karls zum Leidwesen der zunächst kaum
entschädigten Finanzierer weiterhin an. Erst durch dessen Sieg
über Franz in der Schlacht von Pavia im Jahr 1525 stellte sich
mit den
Löse- und
Entschädigungsgeldern vom Feind und den Subventionen von
neuerdings wohlgesonnenen Adelshäusern ein Geldsegen ein.
Gewinner waren einmal mehr die Fugger, die wie gewohnt einen
guten Schnitt machten. Nicht minder bedeutsam
sind die Privilegien, die den Fuggern teils aus Dankbarkeit teils als
Bestandteil der Belohnung zugute kamen: Sie wurden in den
Adelsstand erhoben und erhielten weitläufige
Ländereien. Durch deren weiteren Zukauf vermochten sie einen
Teil ihres Vermögens aus dem wechselvollen Geschäft
zu ziehen.
Niedergang ohne Bankrott.
Der
Rückzug
war auch dringend notwendig, wie auch Anton, der Neffe und
würdiger
Nachfolger Jakobs, einsah. Aufgrund der
erkannten Schicksalsgemein- schaft mit den Habsburgern versuchte er ab
1546 das
Geschäft auf dem Höhepunkt (Wert rund 5,1 Millionen
fl.)
aufzulösen und damit das Kapital vor
fortwährend anschwillenden Kreditforderungen in Sicherheit zu
bringen. Das gelang ihm aber aufgrund der geschäftlichen
Verstrickungen nur in Ansätzen. - Leider, denn zwei
Katastrophen
sollten
zumindest das Unternehmen wennauch nicht das ganze Kapital der Fugger
zunichte machen. Die erste waren die Wirren um die Reformation, welche
die Stellung der
katholischen Fugger in den deutschen Fürstentümmern
erheblich
verschlechterte. Ungleich schwerwiegender sind die Staatsbankrotte des
mit dem Kaiser eng verbundenen Spaniens zwischen 1575 und 1607. Mehr
als die Hälfte der Aktiva der Fugger steckten
in
spanischen Krediten, die ihnen zuerst fast erpresserisch, abverlangt
worden waren und nun nahezu wertlos wurden. Ganz unschuldig waren die
Fugger an ihrer mißlichen Lage allerdings nicht, da sie
bereits
geraume Zeit zuvor keine Kredittilgungen aus Spanien erhielten, es
jedoch nicht übers Herz brachten, die Forderungen mit
Verlusten
abzustoßen, um sich aussichtsreicheren Geschäften zu
widmen.
Jedenfalls zogen sich
die Fugger unter großen Verlusten aber keineswegs verarmt von
den Geschäften zurück und engagierten sich
verstärkt, wie bereits es Jakob der Reiche vorgemacht hatte,
als
Kunstsammler, Kulturförderer und Mäzeen.
Von den Fuggern lernen
Nicht umsonst sind den
obigen Absätzen die kursiven Untertitel
vorgeschoben. Diese zeigen eben die Methoden auf, welcher sich die
Fugger bewußt oder unbewußt bedienten, um im
Endeffekt logisch Schritt für Schritt ihr Finanzimperium
aufzubauen. Hervorzuheben bleibt, dass auf allen Entwicklungsstufen ein
Beziehungsgeflecht aus
kaufmännischen
Kontakten und familiären Verbindungen gepaart mit gutem Draht
zur Obrigkeit
den Aufstieg begleitete und absicherte.
Wie sieht es mit diesem Vorgehen heutzutage aus? Im Grunde funktioniert
es, soweit es sich bis auf die letzte Aufstiegsstufe um nichts anderes
als die
klassische Unternehmens- tätigkeit handelt. Auch wenn
heutzutage
ein
solides Handels- und Produktionsgeschäft nicht wirklich chic
ist und eher das schnelle Geld in dubiosen Finanzprodukten gesucht
wird, so ist es nach wie vor einer der schnellsten, gleichwohl
mühsamen Wege zum Reichtum. Devise wäre, in die
Wertschöpfung in aufstrebenden Branchen einzusteigen (m.E.
nach wie vor alles rund ums Internetgeschäft, s.
founder-Report)
und sich
an einer Stelle mit hoher Rendite einzunisten (z. B. Nischenprodukte)
oder sich diese durch
geschickte Kostenminimierung zu sichern (v. a. bei güntigen
Bezugsquellen). Ist das Geschäft
etabliert und erfolgreich, gilt es sodann, sich keineswegs zufrieden zu
geben und gar das Geschäft zu verkaufen, sondern einerseits in
eigener Branche soweit wie möglich zu wachsen, und
anderseits in andere lukrative zu expandieren. Ist
man
ausreichend liquide und will in die Fußstapfen der Fugger
treten, dann kommt später auch Kreditvergabe und Finanzierung
in
Betracht – und zwar nicht als Einlage zum Magerzins
in einer
Bank
(Finanzierung der Bank), sondern durch direkte Kreditvergabe.
Eigentlich wäre die Gründung einer Bank
Voraussetzung, jedoch
ist die private Kreditvergabe heutzutage ein Leichtes, siehe
Kreditvermittler SMAVA.
Stets von
Vorteil ist
wie gesagt, wenn man einen Stein bei Geschäftspartnern,
einflussreichen
Freunden usw. im Brett hat.
Unternehmstätigkeit? Da werden
gleich großer
Kapitalbedarf, weitläufiges Kaufmannswissen und hohes Risiko
bei
großen
persönlichen Opfern vermutet. Letzteres kann man in der
Start- und Aufstiegsphase wohl kaum verhindern;
Fleiß und Mühen des Ahnherrn Hans Fugger weisen
hier den Weg. Ansonsten haben es die
Fugger wie auch
so viele Andere, neuerdings auch Existenzgründer im Internet
vorgemacht, dass man aus den kleinsten
Anfängen in eine große Rolle hineinwachsen und
vielleicht
sogar
ein
eine Bank etablieren kann. Ebay und die ursprünglich
zugehörige Paypal-Bank drängen sich da als ein junges
Beispiel auf. Den
letzten, wohlgemerkt größten Schritt der Fugger, die
Vorteilnahme durch
Geldgeschäfte mit Machthabern, kann
man allenfalls nur bedingt gehen. Erstens gibt es heute keine mit solch
einer Machtfülle wie dem Kaiser, zweitens sind vergleichbare
Geschäfte mit den
kleineren „Fürsten“ unserer Zeit nicht
wirklich mit dem Gesetz
oder ethischen Maßstäben vereinbar.
Mission
Conquista del mondo ist eine Artikelserie über
Geschäftsideen,
Geldanlage und andere Wege zur Vermögensmehrung. Im Geiste
eines klassischen Kaufmanns wird die finanzielle Welt nach
Arbitrage-Möglichkeiten untersucht.